Wie innerer Einklang Mitarbeiter effektiver macht

Marke People Data & Tech Lifestyle
24.04.2018

Stefi und der ***ck* Drucker

Bewertetwerden tut den Mitarbeitern nicht gut. Irgendwie sind die alle ein bisschen unter Druck. Die Timings sind eng, die Zielvereinbarungen ambitioniert und die Erfolgskontrollwerkzeuge immer ausgefuchster. Alle sind ganz nervös, manch sensibler Mensch jammert über kreative Blockaden und so weiter. Dass das aber nicht so sein muss, macht uns nun das Silicon Valley vor. Dort hat man neuerdings die Achtsamkeit für sich entdeckt. Bei all der Bewerterei nehmen sich die Mitarbeiter nun immer wieder Pausen vom Bewerten.

These: Ein ausgeglichener Mitarbeiter ist ein effektiver Mitarbeiter. Deshalb wird jetzt meditiert. „Bleibe mit deinem Geist im Hier und Jetzt. Denke nicht an die nächste Konferenz. Atme. Spüre, wie sich die Luft durch deine Nase ins Innere deines Körpers begibt. Atme langsam wieder aus und bleibe weiter im Hier und Jetzt.“ Die Resultate freuen die Bewert-Heinis, denn regelmäßige Erlösung von der Bürde der Effektivität führt lustigerweise zu mehr Effek­tivität. Anscheinend bis zu 30 %.

Meditation ist dabei aber nicht alles. Die Lehre der Achtsamkeit bringt noch einen weiteren Aspekt mit sich. Freundlichkeit. Die Idee ist: Wenn die Menschen freundlich miteinander arbeiten statt gegeneinander, ist mit besseren Ergebnissen zu rechnen. (Jetzt und hier geht’s aber los! So weit kommt’s noch, nett sein und so.) Es wurde sogar teilweise eine gemeinsame Meditation in den Meetings eingeführt. Das löst die Spannungen, der Umgangston ist danach eben freundlich und die Wortmeldungen zielführend.Kurzum: Stress in der Arbeit muss eigentlich nicht sein. Wenn zum Beispiel der Drucker kurz vor einem wichtigen Meeting mit dem Chef wieder mal nicht druckt, gibt es ab jetzt für mich persönlich verschiedene Möglich­keiten, darauf zu reagieren. Zur freien Auswahl.

Szenario A: bewerten - und zwar negativ

Konzept fertig. Druckauftrag losschicken. Klappt nicht. Nervenzusammenbruch. Und zwar, schon bevor klar ist, dass das erst der Anfang einer langen Verkettung unheilsamer technischer Ereignisse ist. In den folgenden 20 Minuten bekomme ich Hitzewallungen, die eine Landkarte von hektischen Flecken auf meinem Körper kragenaufwärts hinterlassen. Ich fange an zu stinken, sogar die Haare werden schlagartig fettig. (Muss mal einen Mediziner fragen, wie das sein kann.) Als der Drucker am Ende kein Papier mehr hat, fallen mein Augenhöhlen ein und ich selbst negativ auf. Schließlich werden die Wörter, die aus meinem Mund schäumen, von Minute zu Minute hässlicher, und immer häufiger kommt ein „ck“ darin vor. Sehr viel zu spät stelle ich fest, dass die „anderen“ im (wie der Name schon sagt) „anderen“ Meetingraum sind. (War ja klar.) Aber immerhin hab ich unter meinen schweißnassen Polyester-Achseln inzwischen die Ausdrucke, die leider aus Versehen auf Vorder- und Rückseite gedruckt sind, weshalb man sie sowieso nicht aufhängen kann. (Nicht schön.)

Szenario B: bewerten - und zwar nicht!

Ich habe ein wunderbares Konzept erarbeitet. Ich muss es nur noch kurz ausdrucken. Doch der Rechner braucht für eine Datei, die groß ist wie ein Kinderfurz, unangemessen lange, um sie zu verarbeiten. Beharrlich dreht sich ein buntes Rädchen auf meinem Bildschirm. Ich nutze die Zeit, um zu atmen. Ich atme ein und atme auuuus. Als das Dokument nach elf Minuten beim Drucker ankommt, bin ich ganz im Hier und Jetzt an­ge­kommen … Leider muss sich der Drucker nun erst aufwärmen, was er mit einem „Drucker wärmt auf“ klar vermittelt. Gut dann … Einatmen, aus­atmen. Ein Weilchen später gibt es eine neue frohe Botschaft auf dem Display: „Drucker kalibriert“. Eiiiiin und auuuuus. Jetzt und hiiier … ich löse mich von Raum und Zeit … „Bitte Papier nachfüllen“ … Ah ja, dann füllen wir mal nach … Eiiiin, auuuus … Oh … Ach so … Im Schrank ist ja gar kein Papier mehr … Schade … Der kleine Spaziergang in den Keller wird mir guttun … Einatmen. Laaaaaangsam ausatmen … Die kurz aufploppende Sorge, wie mein deftiges Zuspätkommen wohl bei der All­gemeinheit ankommen mag, lasse ich vorbeiziehen wie ein welkes Blatt auf einem Fluss. Denn es ist kein hilfreicher Gedanke fürs Hiiiier und Jetzt … Als ich nach intensivem Tasten und Fühlen von vielen Quadratmetern Raufasertapete den Lichtschalter im Papierlager endlich finde, kann ich sogar die sich ausbreitende Ruhe im zweiten Untergeschoss genießen. 20 Minuten zu spät, aber inzwischen unter dem Einfluss vollkommener Transzendenz schwebe ich erst in den falschen Meetingraum und dann in aller Ruhe in den richtigen. (Auch nicht effektiv, aber wenigstens ressourcenschonend.)

Autor
Stefanie Walkenfort

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