Nachhaltige Produkte nachhaltig bewerben

Marke People Data & Tech Lifestyle
30.06.2022

Spots im TV oder auf Social Media, Plakate und LED-Anzeigen im Außenbereich, Selfmailer und Flyer im Briefkasten oder Newsletter im E-Mail Postfach – wo man auch hinsieht: Werbung. Das kann für einen selbst, aber auch für die Umwelt ziemlich ermüdend werden. Immerhin sind viele Prozesse, die verschiedene Werbemittel durchlaufen, alles andere als nachhaltig. Wie Werbung grün werden kann, ohne dabei an Qualität zu verlieren, erfahren Sie in diesem Artikel.

 

Das Gleiche in grün

Nehmen wir das Beispiel aus unserem vorherigen Artikel: den Dreh eines Werbespots für ein Lifestyle-Bier, bei dem eine gesamte Filmcrew nach Südafrika reist und dabei enorme Emissionen generiert. Da stellt sich doch die Frage, wie die Produktion des Werbespots eines alkoholfreien, isotonischen Bio-Biers nachhaltig gestaltet werden könnte. Ganz einfach: indem man nutzt, was ohnehin schon da ist. Statt also zwölf Models für einen Dreh einfliegen zu lassen, kann eine lokale Agentur mit lokalen Models beauftragt werden. Zudem muss das schwere Equipment nicht mittransportiert werden, wenn es vor Ort für ein paar Tage gemietet werden kann. Man spart nicht nur einen großen Teil der CO2-Emissionen durch Flüge und Transport ein, sondern steigert auch die Authentizität der Marke und fördert dabei die lokale Wirtschaft. Doch was passiert, wenn unser Bio-Bier nicht nur als Spot beworben werden soll? Wie im Artikel zuvor gezeigt, kann selbst die Wahl des sozialen Mediums einen erheblichen Unterschied bei den CO2-Emissionen ausmachen. Die Werbemittel sollten also mit Bedacht gewählt werden.

Auffallen um jeden Preis?

Tag und Nacht flimmert Leuchtreklame durch die Straßen Deutschlands und sorgt dabei für erhebliche CO2-Emissionen. An frequentierten Orten fallen Lichtwerbeanlagen, Leuchtdisplays oder digitale Citylights auf und wären deshalb wohl ein geeignetes Werbemittel für unser Bio-Bier. Geht das auch umweltschonend? Durch den Einsatz von LED-Ausleuchtungen lassen sich die CO2-Emissionen größtenteils vermeiden. LEDs sind deutlich umweltschonender als herkömmliche Beleuchtungen, lassen sich einzeln austauschen und einfacher entsorgen. Zudem verbrauchen sie deutlich weniger Strom: Eine mit LEDs ausgerüstete Werbeanlage benötigt bei einer täglich zehnstündigen Leuchtdauer auf ein Jahr gerechnet gerade einmal 0,5 kW/h Strom bei 406 kg CO2-Emissionen – rund achtmal weniger als bei herkömmlichen Anlagen. Doch es gibt nicht nur Vorteile. Die Lichtverschmutzung, die auch durch LEDs verursacht wird, nimmt in Deutschland jährlich um etwa 6 Prozent zu und wirkt sich negativ auf Flora und Fauna aus. Nicht unbedingt die beste Wahl für ein nachhaltiges Produkt. Wie sieht es mit anderen gängigen Formen der Werbung aus – Werbebriefe und Selfmailer oder doch lieber Newsletter und Online-Banner?

Weniger Werbung, mehr Qualität

Deutsche erhalten im Schnitt 7,6 Newsletter am Tag. Dabei verursacht das Verschicken und Öffnen einer E-Mail etwa 10 g CO2 im Gegensatz zu den 20 g CO2, die ein gedruckter und transportierter Brief verschuldet. Sind E-Mails deshalb weniger schädlich für die Umwelt? Jeder einzelne Klick im Internet verursacht CO2-Emissionen. Würde das Internet nach Energieverbrauch als eigenständiges Land gelten, wäre es laut Greenpeace immerhin das sechstgrößte der Welt. Dabei kann der sogenannte „Rebound-Effekt“ den E-Mails einen Strich durch die Rechnung machen. Gerade Newsletter werden inflationär versendet und erreichen so wirklich nur die wenigsten – es gilt Quantität statt Qualität. Der Energievorteil, den E-Mails im Vergleich zu Briefen haben, wird durch die große Masse zum Teil wieder aufgehoben. Werbende sollten deshalb eine ruhende Verschmutzung durch das Versenden unnötiger Newsletter möglichst vermeiden. Und auch Sie können helfen, indem Sie Ihr Postfach regelmäßig ausmisten und E-Mails löschen. Schon 180 vollständig gelöschte E-Mails sparen etwa 1 g CO2 ein. Gegen ungewollte Newsletter hilft zudem die Einrichtung eines Spam-Filters. Eine Spam-Mail sorgt immerhin für 0,3 g CO2 – bei geschätzten 62 Trillionen Spam-Mails im Jahr kommt da ganz schön was zusammen. Ob also per E-Mail geworben werden sollte, hängt vor allem von der Vorgehensweise ab. Es gilt genau darauf zu achten, für wen geworben wird, um Streuverluste und überfüllte E-Mail-Postfächer zu vermeiden. Auch auf hochauflösende Grafiken und Anhänge in E-Mails sollte größtenteils verzichtet werden. Verwendet man zudem nachhaltige Mailprovider und Ökostrom, können die CO2-Emissionen deutlich verringert werden.

Vom Wald in den Briefkasten

Auch der Druck und Transport von klassischer Printwerbung lässt sich deutlich grüner gestalten. Die Reise eines nachhaltigen Werbebriefs beginnt mit einer verantwortungsvollen Forstwirtschaft. Grundlegend für jegliche Form der Printwerbung ist die Wahl des zur Papierproduktion genutzten Zellstoffs. Mittlerweile haben sich einige Kennzeichnungen zur Papier- und Druckproduktion wie das FSC-Siegel etabliert. Papiere, die vom Forest Stewardship Council zertifiziert sind, stammen aus einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Produktion. Weit verbreitet ist außerdem das Nachhaltigkeitszertifikat „Blauer Engel“.

Ein umweltverträglicher Druck stellt eine weitere Herausforderung dar, die sich mit biologisch abbaubarer Druckfarbe lösen lässt. Verwendet man Farbe auf Harz- oder Pflanzenölbasis ohne Mineralöl, ist sie gänzlich ungiftig und lebensmittelecht. Zudem sind die Inhaltsstoffe der Druckfarben in der Produktion leicht an- und abbaubar. Um eine Rückführung in den Recyclingkreislauf zu gewährleisten, werden die Farben durch den Prozess des „Deinkings“ einfach und rückstandslos entfernt. Auch bei der Verwendung von Dispersionslack zur Veredelung des Druckerzeugnisses kann auf umweltfreundliche Farbe auf Wasserbasis zurückgegriffen werden.

Den Großteil der Umweltbelastung macht allerdings der Transport aus. Viele Versanddienstleister rüsten deshalb für die Zukunft auf. So möchte die Deutsche Post AG zukünftig auf eine Elektroflotte umstellen und mit dem „GoGreen“-Konzept alle Briefe sowie Päckchen und Pakete in Deutschland CO2-kompensiert ausliefern. Es gibt zahlreiche nachhaltige Optionen für die Bewerbung eines authentischen Bio-Biers. Man muss sie nur nutzen wollen und sich Klarheit darüber verschaffen, wie sie am effektivsten eingesetzt werden können. Mit einer bewussteren und gezielteren Werbung steigt auch die Qualität – weniger ist eben doch manchmal mehr. Wird allerdings nach dem Motto „Irgendwen wird’s schon erreichen“ vorgegangen, vermüllen weiterhin Postfächer, online und offline, die einen erheblichen Teil zur Umweltverschmutzung beitragen. Die Verantwortung für eine grüne Zukunft liegt bei uns allen, ganz egal ob Hersteller, Verbraucher oder Werbender.

Autor
Louis Baur

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