Kommunikation und Effektivität: sechs Köpfe, sechs Meinungen
Worauf kommt es an, wenn Kommunikation zielführend und wirkungsvoll sein soll?
Wir haben fünf Fragen in den Raum gestellt. Unabhängig voneinander haben absolute Spitzenleute sich die Zeit genommen, sie uns zu beantworten
GWA Präsident Benjamin Minack (Gründer und Geschäftsführer von ressourcenmangel) sowie GWA Vorstände Larissa Pohl (Vorstand und Partner von Jung von Matt) und Tobias Spörer (Gründer und Geschäftsführer von elbkind) kennen sich wie kaum jemand mit effektiver Marketingkommunikation aus. Immerhin würdigt der GWA mit dem Effie Award seit über 35 Jahren effektive und wegweisende Kommunikationsmaßnahmen. Jens Hecht (CFA und Managing Partner bei der Kirchhoff Consult AG) ist Fachmann für Finanzkommunikation. Seit 1995 hat er mehr als 30 erfolgreiche Börsengänge betreut und ist Autor zahl-reicher Studien und Fachbeiträge rund um die Themen Finanzkommunikation und Kapitalmarkt. Jürgen R. Schmid (Inhaber und Geschäftsführer von Design Tech) gestaltet Maschinen für die Besten der Welt. Seine preisgekrönten Maschinen kommunizieren Effek-tivität durch die Vervollkommnung von Funktion und Form. Andreas Mengele (Geschäftsführender Gesellschafter HEIMAT, Gesellschafter TBWA Deutschland) erhielt für seine Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen sowohl für Effektivität (Effies) als auch für Kreativität (u. a. ADC, Cannes-Lions). Er ist Jury-Mitglied der Clio-Awards und AME-Awards.
Wann ist Kommunikation Ihrer Meinung nach effektiv?
Der Duden sagt: „… so, dass die eingesetzte Arbeit eine möglichst große Wirkung hat.“ Das unterschreibe ich komplett.
Wenn sie den Erwartungshorizont des Empfängers trifft. Im Bereich der Finanzkommunikation heißt das: wenn sie den Empfänger in die Lage versetzt, das Unternehmen besser zu beurteilen, und Vertrauen aufbaut.
Wenn mein Gegenüber die Botschaft verstanden hat. Das setzt jedoch voraus, dass ich den Empfänger verstehe und wir die gleiche Sprache sprechen.
Kommunikation ist effektiv, wenn sie das Richtige tut, die gesetzten Ziele erreicht. Effektive Kommunikation kann aufregend und langweilig sein, teuer und billig, total innovativ oder sehr klassisch.
Wenn sie etwas bewirkt. Wenn sie im Sinne der Marke agiert und Menschen dazu bringt, ihre Einstellung oder ihr Verhalten zu unseren Gunsten zu verändern.
Wenn man Neues wagt und die Menschen dadurch neu hingucken.
Kann man Effektivität in der Kommunikation planen?
Natürlich. Das ist das absolute Muss. Nur wenn ich meine Maßnahmen so plane, dass sie einen gewollten Effekt auslösen oder wenigstens unterstützen, habe ich ein kommunikatives Ziel erreicht.
Ja. Zum einen können Sie die Botschaft zielgruppenorientiert auf den Punkt bringen und zum anderen gilt: „Viel hilft viel.“ Beides in Kombination bringt das beste Ergebnis.
Bei uns schon. Wir nennen das „strategische Kreativität“.
Effektive Kommunikation ist immer Folge einer guten Planung, einer sauberen Analyse und einer umfassenden Interpretation. Ja, es gibt sie auch, die total durchgeknallten kreativen Ausnahmen aus dem Bauch. Aber die sind eher selten.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kreativität und Effektivität?
Ja, nachweislich funktioniert kreative „ruhmreiche“ Kommunikation besser. Kreativität ist ein Wett-bewerbsvorteil. Dazu sollte man sich den Research von Les Binet und Peter Field anschauen.
Ja, definitiv. Durch kreative Ideen kann manch komplexer Sachverhalt auf den ersten Blick leicht verständlich dargestellt, können Botschaften überzeugend vermittelt werden. Aber bitte keine wilden bunten Bilder. Form follows function.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der kreative Kopf ist nicht effektiver, nur weil er kreativer ist. Er entwickelt viele Ideen – das Priorisieren dieser Ideen steht auf einem anderen Blatt. Während der Kreative Vielfalt produziert, priorisiert der Effektive und geht gezielt an die Umsetzung. Der effektiv Kreative ist die Ausnahme.