Der Obstkorb ist in den sozialen Medien das Symbol für Arbeitgeber, die so ziemlich nichts zu bieten haben und sich deshalb im Employer Branding mit der Bananen-Schale brüsten. Warum der Obstkorb dennoch in keinem Unternehmen fehlen darf? Dazu habe ich mir in und mit meiner Birne mal Gedanken gemacht.
Wie viele Kolleg*innen fallen Ihnen ein, die regelmäßig frisches Obst von zu Hause mitbringen? Eben. Die berühmte „Hand voll“ bleibt bei den meisten bis zum Feierabend eher leer. Nicht so, wenn man die farbenfrohe Genusswelt von den Vorgesetzten vorgesetzt bekommt.
Ähnlich wie die Kaffeemaschine fungiert der Obstkorb als magischer Magnet. Mitarbeitende verschiedenster Gewerke und Projekte prallen bei ihr aufeinander. Eingeleitet von einem „hey, na?“ kann es dann in alle Richtungen gehen: Workshop-Vorbereitung, Fußball-Bundesliga, Scheidungs-Status, Netflix-Empfehlungen. Wie auch immer: Die Leute schwätzen miteinander, was ein Erfolg in Zeiten von Teams mit Teams-Fetisch.
Nur ein Schwein schält allein. Wer das Obst mit einem Messer statt dem eigenen Mund bearbeitet, kann das gewonnene Gut sogar teilen. Hier ein Apfelschnitz für die Kollegin, da ein Bananenstück für den Bürohund. Obst baut Brücken. Und außerdem fühlt man sich einfach wahnsinnig gesund, wenn man mit einem Teller Obst durch das Großraumbüro läuft – vorbei an denen, die den Industriezucker einfach raffinierter finden.
Obst wird schlecht. Freitags ist es mit Blick auf das Wochenende und die hohe Homeoffice-Quote am Montag in vielen Büros üblich, dass Mitarbeitende das übrige Obst mitnehmen dürfen. Da wird nicht nur der Schwabe hellhörig. Auch so mancher Studierende und Azubi freut sich, den ein oder anderen Euro auf Firmenkosten gespart zu haben. Eine Investition, die nicht zu unterschätzen ist.
Auch Innenarchitektur-Fans sollte beim Gedanken an einen Obstkorb das Herz aufgehen. Welches Material passt zur Teeküche? Welcher Farbton konkurriert nicht zur sehr mit den beliebtesten Obstsorten? Und welches Muster geht natürlich gaaaaaaar nicht? Spoiler: Das wird es meistens.
Lasset uns zum Abschluss also den Obstkorb gebührend loben und auf Beethovens berühmte Melodie „Ode an die Freude“ nun eine „Ode an den Obstkorb“ anstimmen:
Freude schöner Vitamine,
Schale voller Schalenglück.
Böses Spiel zu guter Miene,
ein To Do ich dir aufdrück.
Äpfel, Birnen und Bananen,
alles, was das Herz begehrt,
kannst du kostenlos absahnen.
Nur der Scheck bleibt dir verwehrt.