Ein Gespräch mit Bernd Kammerer

Marke People Data & Tech Lifestyle
08.12.2022

„Ich unterhalte mich gerne mit Leuten.“

Bernd Kammerer ist kein reiner People-Fotograf. Aber er würde schon behaupten, dass das „zu 80 % mein Geschäft ist, ja.“ Als Mann so um die Mitte 50 hat er schon viel gesehen und kennt die B2C- und die B2B-Branche nicht erst seit Kurzem. Als großer Kommunikator und Party Animal bringt er jene Nähe und Authentizität mit, die bei People Shootings immer helfen.

BERND KAMMERER

alias „burned camera“ ist ein echter Stuttgarter Homeboy. Das Fotografieren hat ihn gepackt, seit er mit 14 (wann das wohl war?) einen Fotokurs mit Horst Dürrschmitt in Lugano absolvierte. Er kommt viel aus dem Städtle heraus und herum, da er mit zahlreichen großen und kleinen, bekannten und weniger bekannten Kunden auf dem ganzen Planeten arbeitet. Um sicherzustellen, dass seine Bildsprache von Anfang bis Ende eingefangen wird, macht er den Großteil der Retuschen selbst. Bernd kann schon immer gut mit Menschen, was man sehen kann, wenn er mit seiner Band UPFUNKCOOLO auf der Bühne steht. Für RTS schoss Bernd dieses Jahr die Schaeffler Employer-Branding-Kampagne. Seit 2017 ist er Mitglied im BFF.

www.berndkammerer.com

 

Bernd, wie sehr stehen Menschen aus deiner Sicht für ein Unternehmen?

MK

Die stehen zu 100 % dafür. Wenn die Leute, die du in der Kommunikation siehst, komisch wirken, wirkt das Unternehmen komisch. Findest du sie unsympathisch, schwappt das aufs Unternehmen über. Dabei ist es egal, ob das echte Mitarbeiter sind oder Models.

BK

Wie authentisch muss es sein?

MK

Echte Mitarbeiter zu nehmen ist glaubhafter, aber halt auch für große Unternehmen manchmal schwierig, wenn du eine weltweite Kampagne fährst und die Leute verlassen dann das Unternehmen. Aber für kleine Betriebe und Mittelständler mit wenig Fluktuation finde ich das besser. Es erzeugt halt oft auch Verbundenheit nach innen und Stolz auf das eigene Unternehmen.

BK

Für den Akt des Fotografierens selbst: lieber echter Mitarbeiter oder Model?

MK

Ich würde sagen, wenn der oder die ein Handwerk ausübt, das du beherrschen musst, dann nehme ich lieber echte Mitarbeiter. Ein Dreher an der Werkbank weiß genau, was er da tut, und wird nicht anfangen zu posen. Wenn du einem Model erst erklären musst, wie man dreht, dann fängst du an, dir die Bilder so zu basteln – und das wirkt schnell unecht oder verkrampft. Ist das Konzept nicht so nah am Job, geht das auch gut mit Models.

BK

Dreher oder CEOs fotografieren – gibt es da einen Unterschied?

MK

Grundsätzlich sind die CEOs eher so was wie Models. Die sind das gewohnt, fotografiert zu werden. Da kriegst du dann ein, zwei Standardposen, wo du dann jeweils zehn Sekunden hast, um draufzudrücken. Die „normaleren“ Mitarbeiter haben oft mehr Spaß daran und machen einfach mehr mit. Bei den CEOs ist dann oft die Frage, ob ich die Zeit habe, um sie zu „knacken“. Man kennt mich ja als sehr kommunikativen Menschen (lacht), das heißt, ich habe schon so meine Taktiken, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. So dass die gegenüber nicht denken: „Hey, der will mich bei irgendwas erwischen“, sondern spüren, dass du sie nur in ein gutes Licht rücken willst, dass das dein Job ist.

BK

Wie wichtig ist spontanes Agieren und Reagieren während des Shootings?

MK

Steht bei mir immer auf der Agenda. Denn oft ist es ja so, dass du erst das Briefing abarbeitest, das du vielleicht mal mehr, mal weniger gut findest. Das machst du dem Kunden und der Agentur zuliebe. Dann legst du die Kamera vielleicht mal kurz weg, machst zusammen mit den Fotografierten ein Bierchen auf. Und dann fange ich an, Fragen zu stellen – über ihren Job, ihr Leben. Irgendwann schnappst du dir dann unbemerkt die Kamera wieder und machst fast unbemerkt noch ein paar Schüsse. Das wird dann manchmal die Kür.

BK

Dein Fotostil ist auch bei People eher breit gefächert – du hast jetzt nicht so einen ganz klaren „Signature Look“. Woher kommt’s?

MK

Ich habe schon immer gerne Sachen ausprobiert. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum immer wieder was anderes dabei rauskommt. Das ist ein zweischneidiges Schwert: Viele Repräsentanten schätzen es ja, wenn sie dich für genau dein Ding verkaufen können, wenn du für etwas ganz Spezielles stehst. Mir war das immer ein bisschen zu langweilig, und ich konnte mich daher auch immer gut auf die Ideen und Konzepte von Agenturen einlassen. Kommerziell gesehen ist das auch nicht so schlecht. Gleichzeitig bewundere ich aber auch manche Kolleg:innen, die einen eher engen, total unverwechselbaren Stil haben.

BK

Wo geht die People-Fotografie, speziell beim Employer Branding, hin? Siehst du Trends – und was würdest du dir wünschen?

MK

Die vorher erwähnte Hinwendung zu möglichst großer Authentizität ist sicher ein schon lange anhaltender Trend. So richtig wünschen tue ich mir eigentlich gar nichts – weil ich eben vieles für gut und möglich halte. Ich finde am wichtigsten, dass es zum Unternehmen passt. Wenn du denkst: „Mensch, so knallharte Schwarzweiß-Portraits wären mal wieder der Hit”, dann musst du auch die passenden Menschen dafür haben. Der Stilfrage übergeordnet sehe ich einen Trend, der heißt „weniger Konzept im Vorfeld“. Das fällt wirklich auf, dass ich früher viel öfter am Set auf Leute traf, die genau wussten, was sie taten und was sie wollten. Heute wird weniger akribisch vorbereitet – was für mich okay ist. Aber dadurch wird meine Rolle halt größer – ich habe mehr Verantwortung, aber halt auch mehr Freiheiten.

BK

Danke für das Interview, Bernd.

MK

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

© Bernd Kammerer

Autor
Markus Koch

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