Aber wenn die ganze Situation schon so unsicher ist, dann würde ich mir zumindest Unterstützung von meinem Land wünschen.
Deutschland ist meine Heimat. Ich bin nicht nur hier aufgewachsen, sondern auch geboren. Es ist das Land, in dem ich mir wünsche, meine Zukunft zu verbringen. Aber wenn ich mir genauer darüber Gedanken mache, weiß ich manchmal nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist.
Ich bin gerade in den ersten Wochen meines Studiums, also noch einige Jahre entfernt vom Berufsleben. Trotzdem musste ich mich in meinem jungen Alter schon mit einigen Problemen auseinandersetzen. Hohe Mieten und Inflation sind da eigentlich erst der Anfang. Es ist beinahe unmöglich als Student das Leben allein zu stemmen. Ich habe das Glück, dass ich von meinen Eltern Unterstützung bekomme. Darüber bin ich mehr als erleichtert, denn Bafög ist irgendwie auch keine gute Lösung mehr. Viele haben Probleme, es genehmigt zu bekommen, obwohl sie keine Unterstützung von den Eltern haben. Für die Miete plant das Bafög-Amt gerade mal 300 € ein und selbst meine Miete, die schon zu den billigeren gehört, ist damit schon 150 € über diesem Budget.
Obwohl ich gerade erst am Anfang stehe, muss ich mir jetzt schon von meinem Professor anhören, dass es eigentlich nicht mehr sicher ist, ob mein Beruf auch in Zukunft noch existiert. Es könnte also sein, dass ich irgendwann einfach von der KI ersetzt werde. Toll, danke für die Motivation. Natürlich ist die KI kein Thema, das nur Deutschland betrifft oder das mein Professor beeinflussen kann. Aber wenn die ganze Situation schon so unsicher ist, dann würde ich mir zumindest Unterstützung von meinem Land wünschen. Was sind die Berufe der Zukunft? Warum werden wir nicht genauer über die KI aufgeklärt?
Aber das Thema Aufklärung kommt meiner Meinung nach schon in der Schule zu kurz. Dort erscheint es dann doch wichtiger, mir die Ableitung von Funktion f beizubringen, anstatt mich auf das zukünftige Leben vorzubereiten. Keiner hat mir gezeigt, wie man einen Lebenslauf schreibt oder wie ich ein ESTA für Amerika beantrage. Ich war auch nicht darauf vorbereitet, mehrmals die Woche mit meiner Krankenkasse zu telefonieren, da sie die Änderung meines Berufsstatus benötigen. Als wäre es gewollt, dass wir es extra schwer haben. Ich habe vor kurzem meine erste Steuererklärung gemacht. Selbstständig, ohne Berater. Für einen vierwöchigen Job bei Mercedes-Benz würde sich dieser nämlich nicht lohnen. Ich wusste, dass das alles mit der Steuer nicht so einfach ist, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich ein ganzes Jahr brauchen werde, um eine Website zu finden, der ich vertrauen kann und die mir tatsächlich weiterhilft. Manchmal kommt es mir so vor, als würde Deutschland uns junge Menschen im Stich lassen. Auch wir haben Unterstützung verdient. Warum muss ich, drei Monate nachdem ich umgezogen bin, noch immer darauf warten, dass ich einen Termin zur Ummeldung bekomme? So lange Wartezeit nur, damit ich in der Stadt, in der ich wohne, auch tatsächlich registriert bin. Von den Ämtern mal abgesehen, habe ich auch beinahe täglich mit der Bahn zu kämpfen. Selbst wenn sie mal nicht streikt, fallen täglich Züge aus, verspäten sich oder kommen nur alle halbe Stunde. Auf meiner Interrail-Reise durch ganz Europa habe ich gemerkt, dass das nicht ein weltweit verbreitetes Problem ist. Weder in Schweden noch in Italien hatten wir Probleme damit, unsere Anschlusszüge zu erreichen. Nur in Deutschland mussten wir durch mehrere Stunden Verspätung in einem kleinen Ort auf die nächste Zugverbindung warten.
Ich könnte jetzt noch ewig weiter über die Probleme in Deutschland schreiben und wünschte, dass die Liste nicht ganz so lang wäre, wie sie gerade ist. Bitte zeigt der jungen Generation mehr Sicherheit und Unterstützung, auch für die Zukunft. Investiert in die Ausstattung von Universitäten und Schulen. Legt Wert auf Azubis, damit die unterbesetzten Berufe ein besseres Image bekommen. Was gerade fehlt, ist das Vertrauen in den Staat und in unsere Heimat. Und das zählt es zurückzugewinnen.
Autorin / Emma Dambacher
Der Sprit wird zwar teurer und der Käse auch, aber solange ich in meinem Leben in keinen Krieg ziehen muss, habe ich keine Sorgen vor der Zukunft.
Ich wurde von der Generation großgezogen, in der „Made in Germany“ für Produkte hoher Qualität stand, was sich aber in den Jahren sichtlich verändert hat. Nicht, dass die Qualität aus Deutschland schlechter, mehr jedoch die Qualität aus anderen Ländern besser wurde. Länder, die vor einigen Jahren hauptsächlich Billigware exportierten, verändern ihren Ruf in Feldern der Forschung, Entwicklung und der Schnelligkeit, mit der sie produzieren.
Des Weiteren fällt mir auf, dass sich die allgemeine Stimmung in Deutschland durch Inflation, stärker werdenden Rechtsruck und sich festfahrende Politik als angespannt beschreiben lässt. Jedoch muss ich festhalten, dass es im letzten Jahr vermehrt auch eine andere Einstellung durchgesetzt hat. Nach den drei Jahren der Coronakrise war das Jahr 2023 auch eines des Zusammenkommens, des Feierns und der Verbundenheit. Es war und ist eine Zeit der Veranstaltungen und auch ich merke, wie sehr ich es vermisst habe. Auch wenn Preiserhöhungen und andere Krisen die Menschen in Sorge versetzen, darf man nicht vergessen, dass Deutschland Platz 3 der größten Volkswirtschaften der Welt einnimmt. Auch deshalb leben wir heute noch immer im “Luxus” im Vergleich zu anderen Nationen dieser Erde. Der Sprit wird zwar teurer und der Käse auch, aber solange ich in meinem Leben in keinen Krieg ziehen muss, habe ich keine Sorgen vor der Zukunft.
Autor / Konstantin Schlör
Ich glaube, dass wir gemeinsam etwas bewegen können und müssen.
Deutschland ist für mich ganz klar meine Heimat. Obwohl ich Ausländerin bin, fühle ich mich hier genauso wohl und zugehörig wie in meinem Heimatland. Ich schätze die hohe Lebensqualität und den Fokus auf Bildung und fühle mich in meiner jetzigen Lebenssituation sehr sicher. Ich habe die Möglichkeit, das zu studieren, was ich möchte, ohne mit Vorurteilen und Verboten kämpfen zu müssen, wie es viele andere tun. Ich kann frei entscheiden, was ich aus meiner Zukunft machen und welchen Weg ich einschlagen möchte.
Trotz dieser guten Chancen gibt es natürlich auch immer wieder Sorgen über aktuelle Probleme und globale Herausforderungen, wie zum Beispiel den Klimawandel und soziale Ungerechtigkeiten. Viele Themen erfordern viel mehr Aufmerksamkeit und schnellere Veränderungen, da Fortschritte im Allgemeinen oft nur sehr langsam vorangehen. Als junger Mensch hat man dann das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden. Das führt dazu, dass viele Menschen meiner Generation denken, dass sie sowieso nichts ändern können, und es deshalb gar nicht erst versuchen. Ich glaube, dass wir gemeinsam etwas bewegen können und müssen, weil es um unsere eigene Zukunft geht. Wenn ich mir die Leidenschaft und das Engagement einiger Personen meiner Generation anschaue, wird meine Hoffnung bestätigt. Ein sehr positives Beispiel ist die Fridays-for-Future-Bewegung, die klein angefangen hat und jetzt so viel Aufmerksamkeit erregt, dass sich tatsächlich etwas ändert.
Insgesamt bin ich optimistisch, dass meine Generation aktiv dazu beitragen kann, positive Veränderungen herbeizuführen, und gleichzeitig die Chancen nutzt, die Deutschland uns bietet. Ich versuche, optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Autorin / Linda Mrovecova
Wenn wir ,Wir fördern Diversität´ sagen, dann sollten wir es auch authentisch umsetzen.
Wie sehe ich Deutschland? Das ist eine gute Frage. Ich wohne jetzt seit knapp fünf Jahren in Deutschland und interessanterweise hätte ich diese Frage in jedem neuen Jahr anders beantwortet. Am Anfang sah ich Deutschland als ein buntes Land voller Möglichkeiten und Angebote. Ich war begeistert von der Vielfalt, Offenheit und Toleranz der Menschen. Leider: Je länger ich mich hier aufgehalten habe, desto weniger konnte ich diese Meinung vertreten.
Heute bin ich zu der Ansicht gekommen, dass Deutschland eher für Sicherheit, Tradition und Geschlossenheit steht. Vielfalt und Offenheit sind teilweise nur in touristischen Großstädten zu finden, doch auch hier befinden sich gefühlt alle in ihrer eigenen geschlossenen Bubble. Was ich damit meine, fragt ihr mich? Ich habe das Gefühl, dass Deutschland teilweise keine Bereitschaft hat, sich mit Diversität, anderen Meinungen und neuem Wissen auseinanderzusetzen. Natürlich wird das nach außen anders gezeigt, aber auf einem tieferen Kulturniveau ist diese Geschlossenheit sehr zu spüren. Und trotzdem versucht Deutschland, sich nach außen als progressiv, innovativ und führend darzustellen. Nicht ironisch?
Für die Zukunft sollte Deutschland sich entscheiden, wie es einheitlich auftreten möchte. Die Werte und die Ausstrahlung, die nach außen kommuniziert werden, sollten auch von innen vertreten werden.
Das bedeutet: Wenn wir „Wir fördern Diversität“ sagen, dann sollten wir es auch authentisch umsetzen und nicht nur anhand von beispielsweise verpflichtenden Geschlechterquoten. Diese Einstellung muss von den einzelnen Personen geprägt werden. Nur so erreicht Deutschland eine sympathische, ehrliche Kommunikation.
Nichtsdestotrotz wohne ich sehr gerne hier. Es hat zwar etwas Zeit und Geduld gebraucht, sich als Ausländerin in Deutschland einzufügen, aber wenn man dies geschafft hat, entsteht ein schönes Gefühl von Gemütlichkeit und echter Zugehörigkeit. Das schätze ich sehr an Deutschland.
Autorin / Mariyam Iskendirova
Ich bin sehr froh, hier geboren worden zu sein.
Ich wurde gefragt, wie ich Deutschland sehe. Nachdem ich diese Frage gestellt bekommen habe, habe ich mir zum ersten Mal wirklich ernsthaft Gedanken über Deutschland und mich mittendrin gemacht. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich nicht wirklich weiß, was ich von Deutschland halten soll.
Vorneweg: Ich bin sehr froh, hier geboren worden zu sein und die ganzen Vorteile zu haben wie eine Krankenversicherung, kostenlose Schulbildung, ein funktionierendes Rechtssystem und so weiter. Jedoch habe ich auch meine „Probleme” mit Deutschland. Ich sehe keine vernünftigen Lösungsvorschläge, wie wir es schaffen, dass die Deutsche Bahn besser und effizienter wird. Im Vergleich zur SBB (Schweizerische Bundesbahnen) hinken wir meilenweit hinterher. Dies auf die Größe und die Bevölkerungszahl Deutschlands zu schieben und darin die Gründe zu suchen, ist falsch. Schließlich schafft es Japan, ein größeres Land mit mehr Einwohnern, doch auch, ein funktionierendes und vor allem pünktliches öffentliches Transportsystem zur Verfügung zu stellen. Einmal zum Vergleich: In Deutschland sind 67,6 % der Züge pünktlich und in Japan 99 %. Wie kann es sein, dass wir uns in einer Zeit, in der kein Tag vergeht, an dem man nicht daran erinnert wird, wie schlimm die Klimakrise doch ist, wir uns nicht auf unser „grünes“ Verkehrsmittel verlassen können?
Jedoch muss man sagen, dass in den letzten Jahren einiges besser geworden ist. Zumindest hat man sich des Problems angenommen und sich neue Lösungsvorschläge ausgedacht. Zum Beispiel das 9-Euro-Ticket, das eine gute Idee war, um den Menschen den ÖPNV näherzubringen. Die Umsetzung der Maßnahme hatte jedoch Verbesserungsbedarf, schließlich führte die hohe Nachfrage zu einer Überlastung der Zugkapazitäten.
Im Großen und Ganzen bin ich froh, in Deutschland zu wohnen, jedoch wünsche ich mir noch das ein oder andere von unserem Land.
Autor / Jasper Bauer