Geschichte Bosch-like kommuniziert.

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31.07.2024

Ausstellungsführung und Interview mit Dietrich Kuhlgatz

Mit strenger Miene und wallendem Rauschebart empfängt uns Robert Bosch in der Abteilung Historical Communications in der Stuttgarter Königstraße. Natürlich nicht persönlich, sondern in Form einer Bronze-Büste. Sie steht am Anfang einer Ausstellung, in der unter anderem historische Exponate des Unternehmens gezeigt werden – allen voran der bahnbrechende Magnetzünder. „Carl Benz nannte die Zündung beim Automobil das Problem der Probleme und Robert Bosch hatte die Lösung dafür – die richtige Innovation zum richtigen Zeitpunkt, das hat Bosch schon immer ausgezeichnet“, erklärt uns Dietrich Kuhlgatz, Director Historical Communications der Robert Bosch GmbH. Bei einer Führung und im Interview wollen wir von ihm mehr über die Hintergründe und den – zu neudeutsch – Purpose dieser besonderen Institution erfahren.

Dietrich Kuhlgatz

ist 1967 geboren und Director Historical Communications der Robert Bosch GmbH. Seit 2018 sitzt die Abteilung im Stuttgarter Wilhelmsbau und kuratiert dort eine Ausstellung für Mitarbeitende über die abwechslungsreiche Unternehmensgeschichte, die zu besonderen Anlässen wie der „Langen Nacht der Museen“ auch öffentlich zugänglich ist. Dietrich Kuhlgatz ist seit 1998 in verschiedenen Funktionen bei Bosch tätig. Zuvor hat er an den Universitäten Hamburg und Konstanz Geschichte und Philosophie studiert und war unter anderem Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Technikmuseum Berlin. Außerdem ist er glühender David Bowie Fan und wandelt mit seiner Frau eine kleine Stuttgarter Obstbaumwiese zu einer ökologischen Nische für Wildinsekten.

Herr Kuhlgatz, was war denn der ursprüngliche Zweck für die Gründung des Bereichs Bosch Historical Communications?

EH

Das fing schon 1933 an, als der damalige Bosch Vorstand beschloss, ein „Museum und Archiv“ aufzubauen. Zum einen als kollektives Gedächtnis des Unternehmens und zum anderen im Hinblick auf das 1936 anstehende Doppeljubiläum 50 Jahre Unternehmen und 75 Jahre Robert Bosch. Allerdings blieb es für lange Zeit beim Archiv. Erst in den 50er Jahren wurde damit begonnen, eine kleine „Schausammlung“ zusammenzutragen, allerdings noch ohne umfassendes inhaltliches Konzept.

DK

Wie kam es dann zu dieser Ausstellung hier im Stuttgarter Wilhelmsbau?

EH

Es gab immer wieder Menschen im Unternehmen, die sagten, wir brauchen zumindest mal einen historischen Ort, an dem wir diese einzigartige Geschichte mit einem ungewöhnlichen Unternehmer didaktisch vermitteln können. Als wir mit unserer Ausstellung 2018 aus einer Mietfläche nahe dem Feuerbacher Bosch-Standort ausziehen mussten und dort keine Alternative fanden, haben wir die Chance genutzt, als Mieter in die damals frei gewordenen Räume hier im Wilhelmsbau einzuziehen. 

DK

„Langfristig streben wir an, die Ausstellung öffentlich zugänglich zu machen.“

Dietrich Kuhlgatz

Die Ausstellung zur Bosch Geschichte ist bisher ja nicht öffentlich. Wer sind Ihre Zielgruppen?

EH

Theoretisch alle Bosch Mitarbeitenden vom Azubi bis zum Geschäftsführer. Im letzten Jahr haben meine Kolleg_innen und ich über 160 Führungen gemacht, dieses Jahr werden es noch mehr. Für die Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt, die nicht persönlich hier vorbeikommen können, zum Beispiel der Bandarbeiter in Brasilien oder die IT-Spezialistin aus Indien, bieten wir auch virtuelle Live-Führungen mit bis zu 100 Teilnehmenden an. Und langfristig streben wir schon an, die Ausstellung für Menschen zugänglich zu machen, die nicht bei Bosch arbeiten, aber das ist noch eine organisatorische Herausforderung.

DK

„Über die Geschichte können wir die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen stärken.“

Dietrich Kuhlgatz

Was wollen und können Sie den internen Zielgruppen hier vermitteln?

EH

Über die Bosch Geschichte können wir die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen stärken. Gerade in wirtschaftlich volatilen Zeiten – Stichwort Abschied von der Verbrenner- und Dieseltechnik, in der Bosch Weltmarktführer war und ist, können wir aufzeigen, dass Bosch schon immer wandlungsfähig war und mit neuen Technologien und Produkten den Erfolg fortgeschrieben hat. Diese Kontinuität gibt den Mitarbeitenden Sicherheit. Wir sagen ihnen mit unserer Arbeit: Es gibt einen Grund, warum ihr bei Bosch seid. Und wir können durch die Unternehmensgeschichte auch das Personalmarketing unterstützen, um junge Talente zu gewinnen. Die gewachsene Bosch Unternehmenskultur kann ein ausschlaggebender Punkt sein, für eine Entscheidung, zu uns zu kommen.

DK

Ihr Bereich heißt Historical Communications, was können Sie zur Kommunikation nach außen beitragen?

EH

Da leisten wir in Kooperation mit den unterschiedlichen Kommunikationsabteilungen und -kanälen unseren Beitrag für die Reputation oder das Image des Unternehmens. Zum Beispiel, indem wir aufzeigen, wie es Bosch immer wieder gelungen ist, aus erkannten Trends serienfähige Produkte und Lösungen zu entwickeln – Beispiel E-Bike-System. Oder wie der Gründer Robert Bosch sein Unternehmen durch sein Vermächtnis geprägt hat: dass es nämlich nicht börsenorientiert und deshalb unabhängig von den Vorgaben von Shareholdern ist. Und mit einer Stiftung als Haupteigner sind wir unabhängig und können gleichzeitig Gemeinnütziges leisten. Durch diese Konstruktion können wir auch heute noch Innovationen mit längerem Atem entwickeln, weil wir keine Aktionäre bedienen müssen. Und unsere Abteilung sorgt dafür, dass die Bosch Geschichte weltweit einheitlich erzählt wird, mit ihrem visionären Gründer, ihren Werten und ihrer Wandlungsfähigkeit. In Asien zum Beispiel spielt die Erzählung über unseren charismatischen Unternehmensgründer für die Vertrauensbildung eine enorm wichtige Rolle.

DK

„Unsere Inhalte fließen in Marketingkampagnen, Keynotes oder Ausstellungen ein.“

Dietrich Kuhlgatz

Über welche Kanäle verbreiten Sie Ihre Botschaften und Informationen?

EH

Neben den genannten analogen und virtuellen Museumsführungen betreiben wir seit längerem einen sehr erfolgreichen – übrigens öffentlich zugänglichen – History Blog. Inhalte daraus werden von den unterschiedlichen Kommunikationsabteilungen über unsere Social-Media-Kanäle verbreitet, das sind vor allem Instagram und Linkedin. Unsere Inhalte fließen aber auch in B2B- und B2C-Marketingkampagnen, Keynotes oder Ausstellungen und Events an den weltweiten Bosch Standorten ein. Dabei sind wir auch als wissenschaftliche Berater aktiv.

DK

Herr Kuhlgatz, vielen Dank für die aufschlussreiche Führung und das spannende Interview!

EH
Ekkehard Haug
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