Warum zahlen Menschen 679,99 € für das Plastikmodell eines Raupenkrans? Und wieso streiten sich User*innen in einem Onlineshop darüber, dass ein grün-gelber Blech-Traktor definitiv von John Deere geklaut sei? Weil sie sich in B2B-Marken verliebt haben. Herrje, wie konnte es so weit kommen?
Stellen Sie sich mal ein Kleinkind vor, das genüsslich in das Silikon-Abbild einer Trickfilm-Prinzessin beißt. Mhhh, lecker. Schnell mit Bio-Brei nachspülen, dünkt es den jungen Eltern, die doch einfach nur das quengelnde Kind bei Galeria Kaufhof – die Älteren erinnern sich – ruhigstellen wollten. Doch was tut man nicht alles, um die Beziehung zu retten.
Apropos Beziehung: Und jetzt stellen Sie sich diese Hingabe im Körper eines Mitvierzigers vor, der gerade mit strahlenden Augen eine sich ängstlich aneinanderklammernde Masse an Plastiksteinen betrachtet und dann mit beachtlicher Treffsicherheit auf den letzten freien Flecken in der Glasvitrine bugsiert – einen Raupenkran der Firma Liebherr.
Gemeinsam mit einem dänischen Hersteller von Klemmbausteinen bietet die Baumaschinen-Bude ein Modell, das seine Eigentümer*innen in die Rolle eines Kranführenden schlüpfen lässt. Die Sache hat nur einen Haken. Also im Ernst. Man kann da was dranhängen, hoch und runter fahren. Und dann haben sich die knapp 700 Ocken auch schon rentiert.
Bohren gehört sich nicht. Außer man tut es #likeabosch. Die Gerlinger Gelegenheits-Greifer ließen es sich schon vor Jahrzehnten nicht entgehen, kleine Kunststoff-Kopien ihrer Bohrmaschinen, Kettensägen und Werkbänke zu schaffen. Zielgruppe: Lange Söhne, heute zum Glück auch Töchter. Denn die sollen schon früh merken, wie gut es sich mit Bosch schafft. Sind sie im richtigen Alter, wird die Erinnerung an das markante rote Markenlogo sicher nicht versiegt sein und die Kaufentscheidung, wie sagt man, beeinflussen?!
Angesichts des zu erwartenden Fachkräftemangels im Handwerk könnte man Bosch da beinahe dankbar sein. Schließlich sorgen sie so immerhin für ein paar Stunden dafür, dass der Nachwuchs die Hobbyelektronik (kennen Sie dieses schöne Wort noch?) beiseite legt.
Unser langjähriger Kunde ARBURG ist ein Spritzgussmaschinenhersteller. Granulat erhitzen, in die Form spritzen, aushärten lassen und fertig. Das ist zumindest die Kurzform. Das wohl berühmteste Ergebnis dieses Prozesses? Klemmbausteine aus Dänemark.
Um diesen Welterfolg zu würdigen, ließ man sich die Gelegenheit nicht nehmen, eine Spritzgussmaschine im ARBURG-Design aus eben solchen Klemmbausteinen anzubieten. Sogar inoffizielle Bauanleitungen kursieren im Internet und erfreuen Fans weltweit.
Willkommen zum Absatz für alle, die die obigen, zugegebenermaßen überspitzten Beispiele, durchgehalten haben oder direkt wussten, dass sie sich nur die schnelle Zusammenfassung durchlesen wollen. Hier 4 Gründe, warum Spielzeug als Werbung wirkt. Auch im B2B.
Erregende Erinnerungen: Erwachsene denken gerne an die vermeintlich schöne Kindheit zurück, während sie in Großraumbüros Großes leisten. Was man damals in der Hand hatte, hat später Hand und Fuß.
Seltsame Sammelwut: Spielzeug wird selten weggeschmissen, wenigstens weiterverschenkt oder auf dem Dachboden eingelagert. Einmal erneut rausgekramt, sind die Emotionen wieder da.
Interaktive Innigkeit: Spielzeuge werden nicht geschont, sondern in den Mund genommen, umhergeworfen, eingetunkt, angemalt, angestrahlt, auseinandergeschraubt und wieder zusammengesetzt. All das lässt die Synapsen glühen und brennt sich ins Hirn ein.
Gute Gemeinschaft: Kinder spielen gerne zusammen, manchmal kooperativ eingestellt, ein andermal sich eher verfeindet gesinnt. Wie auch immer: Wenn inmitten der Meute ein Markenlogo prangt, kann das nur in Erinnerung bleiben.
Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss noch die Ideen-Präse „Mensch, ärgere dich nicht – Edition mittleres Marketing-Management im Mittelstand“ fertigstellen. Glauben Sie, ich bekomme das Budget von Corporate Communications Europe?