Bitte füttern: Marken in Zeiten künstlicher Intelligenz

In der Industrie entscheiden heute nicht mehr nur technologische Merkmale oder Preislisten über den Kauf – sondern ebenso Vertrauen, Klarheit und Differenzierung. Gerade im B2B-Sektor, wo Produkte komplexer, Entscheidungswege länger und Beziehungen auf Verlässlichkeit gebaut sind, wird die Marke zur strategischen Ressource. Doch wie bleibt diese Identität erhalten, wenn Marketing, Kommunikation, Content und Prozesse durch KI zu nehmend automatisiert werden?

Warum B2B-Marken mehr sind als Logos

B2B-Kunden kaufen keine Produkte – sie kaufen Lösungen, Sicherheit, Effizienz, Wettbewerbsvorteile. Eine starke Marke signalisiert: „Wir verstehen eure Herausforderungen und liefern zuverlässig.“ Sie gibt Orientierung im Überangebot, schafft emotionale Bindung trotz rationaler Rahmenbedingungen. Sie ist ein Versprechen, das gehalten wird, wenn es darauf ankommt.

KI als Risikofaktor für die Marke

Mit der zunehmenden Nutzung von KI-Tools zur Generierung von Inhalten steigt die Gefahr, dass dieses Markenversprechen verwässert wird. Generative KI produziert auf Knopfdruck Texte, Bilder, Kampagnenideen – oft schnell, aber nicht immer im Sinne der Marke. Ungesteuerte KI-Nutzung kann zu Inkonsistenzen, Missverständnissen und einem Vertrauensverlust bei Kunden führen.

Framing als Wettbewerbsvorteil

Erfolgreiche B2B-Marken setzen auf Framing: Sie schaffen einen gedanklichen Rahmen, der dem Produkt, der Lösung oder der Dienstleitung Bedeutung verleiht – zum Beispiel als zuverlässiger Partner, Technologieführer, Vereinfacher oder Effizienzbringer. Wird dieser Frame durch unpassende Kommunikation nicht bedient, leidet die Wahrnehmung – und damit die Beziehung zum Kunden.

Florian Zühlke und Tim Bögelein, RTS Rieger Team (v. l. n. r.)

Neue Rolle für Marketing im B2B: Der Orchestrator

In der KI-Ära sind Marketing-Abteilungen und ihre Agenturen nicht nur Kreativinstanz, sondern mehr und mehr Orchestrator – also verantwortlich für die strategische Steuerung von KI-Systemen. Neben der klassischen Content-Erstellung („Creator“) und der Skalierung markenkonformer Inhalte („Replicator“) kommt es darauf an, KI zu trainieren, anzuleiten und zu überwachen.

Custom AI-Modelle als Garant für Markenkonsistenz

Eine Lösung: individualisierte KI-Modelle, zum Beispiel Bots, die nicht nur allgemeines Wissen verarbeiten, sondern speziell auf die Marke, Produkte und Zielgruppen eines Unternehmens trainiert werden. Diese Modelle „verstehen“:

  • Corporate Identity & Design (CI/CD)
  • Produkt- und Branchenwissen
  • Tonalität & Kommunikationsrichtlinien
  • Vertriebs- und Marketingstrategien

Das Ergebnis: KI-gestützte Inhalte, die markengerecht, präzise und wirkungsvoll sind – von Kampagnenideen, Social-Media-Posts bis hin zu komplexen Whitepapers.

Der B2B-Marken-Bot – mehr als ein Tool

Ein intelligenter Marken-Bot kann im B2B-Alltag zum echten Assistenten werden:

  • Er unterstützt Vertrieb, Marketing und Agenturen bei der Entwicklung von Strategien und Kampagnen der Erstellung von Assets wie Präsentationen, Mailings oder LinkedIn-Beiträgen.
  • Er prüft Inhalte auf Markenkonformität.
  • Er achtet auf die CI-gerechte Umsetzung.

Fazit: Markenidentität – gerade in Zeiten von KI ein Wettbewerbsvorteil

Gerade in globalen Märkten mit ähnlichen Produkten und Angeboten macht die konsequente Markenführung den Unterschied. In Zeiten von KI bedeutet das: Markenidentität muss nicht nur bewahrt, sondern aktiv in die Systeme eingespeist werden. Wer das schafft, wird nicht nur effizienter – sondern bleibt für seine Kunden glaubwürdig, vertraut und relevant.

Autor
Tim Bögelein und Florian Zühlke
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