Effie 2024:
Eine Pressemeldung, zwei Blickwinkel

Marke People Data & Tech Lifestyle
13.08.2024

Ende Juli veröffentlicht der Branchenverband GWA die Finalisten des Effie 2024. Der GWA ist seit 1981 der deutsche Lizenznehmer des Effie, der in mehr als 50 Ländern nach ähnlichen Kriterien vergeben wird. Mit seinem Ansatz, nur nachweislich effektives Marketing zu prämieren, nimmt der Effie eine Sonderstellung unter den Auszeichnungen der Branche ein. Die Effies sind Leistungsnachweise für erfolgreiches Marketing und für den Beitrag der Kommunikation zum Unternehmenserfolg. Grund genug, die Pressemitteilung ganz genau zu lesen. Natürlich mit der B2B-Brille auf der Nase.

73 Finalisten beim Effie Germany 

In diesem Jahr haben es insgesamt 73 Cases auf die Shortlist beim Effie Germany geschafft. Die Einreichungen qualifizieren sich in 19 der insgesamt 22 möglichen Kategorien: 13 Finalisten gibt es in der Kategorie Activation, zehn in der Kategorie Brand Image sowie jeweils fünf in den Kategorien Social Responsibility sowie Doing Good. “Die neue Berücksichtigung von Cases aus den Bereichen B2B- und Healthcare-Kommunikation, die erstmals in allen Kategorien eingereicht werden konnten, hat gut funktioniert. In diesen Kategorien bestehen besondere Anforderungen, denen wir auch in der Juryzusammensetzung durch spezielle Branchenexpertise gerecht wurden. Es freut mich, dass es drei B2B- sowie acht Healthcare Cases auf die Shortlist geschafft haben”, so die Juryvorsitzende Liane Siebenhaar (Scholz & Friends). “Auch die neue Kategorie Marketing Data & Technology, in der wir die intelligente Nutzung von Daten, Technologien und KI in Kampagnen auszeichnen, wurde gut angenommen: zwei Einreichungen sind hier für einen Effie nominiert.”

Mehr als 120 Marketingexpert*innen aus Unternehmen, Agenturen, Wissenschaft und Marktforschung hatten in neun Sessions der ersten Jury-Runde alle Einreichungen bewertet und über die diesjährigen Finalisten entschieden. Die Juryvorsitzenden der Vorrunde, Walter Bischof (DP Medsystems), Tim Bögelein (RTS RIEGER TEAM), Roland Bös (Scholz & Friends), Verena Letzner (Plan.Net), Franka Mai (THE GOODWINS), Nadine Müller-Eckel (Anomaly), Armin Schroeder (Crossmedia), Leonie Schüssler (Ogilvy Germany) und Daniel Walloch (McCann Germany), werden als Juror*innen in der finalen Jury-Runde fungieren, wo es um Gold, Silber und Bronze geht. Soweit die wesentlichen Inhalte der Pressemeldung des Verbands.

Seit der Entscheidung [...] verschwinden die B2B-Cases in der Masse der B2C-Einreichungen.

Jörg Dambacher

Drei von 73 Finalisten sind B2B. 

Veränderungen müssen her

Ohne Zweifel ist der Effie der bedeutendste Wettbewerb, dem sich Agenturen und Auftraggeber stellen können. Erstens ist er die einzige internationale Auszeichnung, die in mehr als 50 Ländern nach denselben Spielregeln vergeben wird. Zweitens: Es geht um nachgewiesene Effektivität. Der Effie ist kein Jurypreis, sondern ein Wettbewerb der bewiesenen Wirkung. Was ihm immense Relevanz für die gesamte Kommunikationsbranche verleiht. Wer einen Effie in der Hand hält, hat den Beweis erbracht, dass die prämierte Arbeit einen wesentlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg geleistet hat. Marketingverantwortliche in Unternehmen wie auch Agenturen tun sich damit traditionsgemäß nicht leicht. Ganz besonders in der B2B-Welt. Umso betrüblicher, dass es nicht gelingt, B2B-Einreichungen ihrer Bedeutung entsprechend zu behandeln. Sie werden mit Keksen, Verkehrsbetrieben, Sportartikeln, Kräuterlikören in einen Topf geworfen. Das ist wohlgemerkt nicht despektierlich gemeint.

Vielmehr verdient B2B auf Grund der vollkommen anderen Voraussetzungen, unter denen hier Marketing gemacht und geworben wird, auch vollkommen andere Blickwinkel, vollkommen andere Bewertungsmaßstäbe, unter denen die Einreichungen betrachtet gehören. Im Klartext: Eigene Kategorie, eigene Jury aus B2B-Spezialisten. Seit der Entscheidung, beides abzuschaffen, verschwinden die B2B-Cases in der Masse der B2C-Einreichungen. Damit wird nicht nur das Zitat der Juryvorsitzenden ad absurdum geführt, sondern auch die Zielsetzung, die speziell in Deutschland in Bezug auf B2B eine Rolle spielen sollte: Mehr Präsenz und Sichtbarkeit für Marketing und Werbung der Schlüsselindustrien des heimischen Standorts. Der Effie könnte hierzu einen unschätzbaren Beitrag leisten. Nur nicht in seiner bisherigen Form.

Autor
Jörg Dambacher
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