Ein Gespräch mit Philipp Detterer (5ter Stock) über das Werbefilmen zurzeit.
Philipp Detterer ist Geschäftsführer bei 5ter Stock Medienproduktion GmbH. RTS und die mit 10 Jahren noch eher junge Filmproduktion mit Standorten in Stuttgart und Berlin haben in den letzten Jahren immer wieder Filmprojekte unterschiedlicher Art realisiert.
Hi Philipp, zum Einstieg vielleicht ganz kurz ein paar Fakten zu Euch?
Wir sind im Moment 12 feste Mitarbeiter – verteilt auf die beiden Standorte Stuttgart und Berlin.
Was haben die für Skills?
Inhouse haben wir hauptsächlich Producer und Mediengestalter. Für die ganzen Drehs buchen wir uns dann immer Freelancer-Teams dazu – so wie wir es brauchen und wie es Sinn macht. Wir Festen sind eher Generalisten; das ist denke ich ein Trend bei eher jüngeren Produktionsfirmen. Wir können also schon vieles inhouse abdecken – von der Konzeption bis über Produktion bis zur Postproduktion – also Schnitt zum Beispiel. Musik, Sounddesign oder Color Grading, das lagern wir zum Beispiel aus. Kleine Animationsjobs machen wir selber, größere geben wir an Freelancer. Bei manchen Jobs, die wir direkt mit Kunden, also ohne Agentur machen, machen wir dann oft auch das Konzept. In so einer großen Bandbreite haben das klassische Filmproduktionen früher so nicht angeboten – die hatten meist nur Producer.
Vom Background her kommst du aus der Kreativecke?
Ja, genau - ich habe früher viel Musik gemacht, dann irgendwann audiovisuelle Medien studiert. So kann die Liebe für die Bildseite. Ich bin dann vom Musik schneiden quasi zum Film schneiden gekommen. Von Pro Tools auf Premiere sozusagen (lacht.) 2013, nachdem wir schon während und kurz nach Ende des Studiums (2011) Aufträge hatten, haben wir dann 5ter Stock gegründet.
Heroclip Wieland Ecoline - 5ter Stock x RTS Rieger Team
Hast du in der Werbefilmszene in den letzten Jahren bestimmte Trends wahrgenommen – von KI mal abgesehen?
Seit wir das machen, also seit ungefähr 10-12 Jahren, hat sich halt wahnsinnig viel getan. Ich weiß noch, als wir im Studium waren und die 5D-Spiegelreflexkameras rauskamen, mit denen du filmen konntest. Das war so eine erste kleine Explosion. Die konnten sich Kids auch mal zu Weihnachten wünschen und dann mit 15 schon Erfahrungen sammeln. Das sah auch alles auch gleich schon ganz gut aus. Und so ist eine ganz neue Generation von Filmemachern entstanden.
Das hat sich dann vermutlich auch beruflich ausgewirkt?
Genau, wir haben genau zu dieser Zeit 5ter Stock gegründet, und damals wurde den Agenturen klar: man kann jetzt auch mit kleinerem Besteck, zu geringeren Kosten Filme drehen. Das hat sich herumgesprochen. Auf einmal musste eine Filmproduktion nicht mehr zweihunderttausend Euro kosten. Keine riesigen Geräte mehr, sondern eine neue Generation an Filmemachern. Von denen viele wie wir direkt nach dem Studium reinkamen.
Und jetzt auch schon wieder etabliert sind.
Genau. Die Generation, die das angefangen hat, mit agilerem Equipment zu filmen, die sind jetzt auch schon seit 10 Jahren im Geschäft. Aus dieser Bewegung sind ganz viele starke Filmemacher entstanden, die den Markt in vielen Bereichen dominieren gerade. Und die vielen Großen, die eher für den aufwändigen Stil stehen, die haben jetzt teilweise mehr zu kämpfen als die Agileren.
Social Media hat das sicher verstärkt …
Genau. Das Agile geht natürlich super Hand in Hand mit dem Need nach schneller Content-Produktion für TikTok und Insta, für die nicht mehr die Riesen-Budgets fetter TV-Spots vorgesehen sind. Die machen halt immer noch die alten dicken Hasen. Davon gibt es aber immer weniger. Wir wiederum drehen manche Produktionen mittlerweile auch nur noch Hochkant …
Das wäre jetzt so die strukturelle und technische Seite. Hast du, hast du auch filmisch irgendwie so das Gefühl, dass sich da was ändert? Stichwort „Film muss bitte gleich ab Sekunde 1 voll abgehen, damit die Leute nicht weiter swipen?“ War das früher anders – hatte man eventuell mehr Zeit, um zu erzählen?
Ja, das schon. Also das Bewusstsein, dass du so direkt zünden musstest, das gab es bei mir im Studium vor 10 Jahren noch nicht so. Also ich erinnere mich noch an unsere Bachelorarbeit. Das war so ein interaktiver Film – das war mal ein kurzer Hype …
Wo du selber entscheiden konntest, wie es weitergeht und so?
Genau. Da sitzt du halt mal 5 Minuten und klickst dich da durch … das war unsere Bachelorarbeit. Das war cool, hat sich aber irgendwie nie durchgesetzt. Weil du da Zeit brauchst, das geht nicht nebenbei. Heute geht man davon aus, dass die Leute schnellen, unterhaltsamen Content wollen. Und die Unternehmen wollen, dass die Leute nicht weiterswipen. Das ist die Herausforderung für uns als Filmemacher – das die Catchyness gleich zu Anfang passiert. Das haben wir bei fast jedem Projekt heutzutage. Du kannst nicht im Dunkeln anfangen, und das Licht kommt erst nach drei Sekunden. Spannung aufbauen, das gibt es fast nicht mehr.
Gibt’s Ausnahmen?
Ab und zu schon. Und das ist dann umso schöner. Wir haben für Daimler Trucks so einen Film gemacht. Das ist ein Kurzfilm, der geht dreieinhalb Minuten und beginnt ganz ruhig. Der war für ein Event – da hast du die Leute halt dasitzen. Und wir sollten Stimmung aufbauen als Opener für eine Keynote. Bei solchen Einsatzformen ist das dann noch möglich. Es gibt darüber hinaus aber immer mal wieder Formate, die sind dann drei, vier Minuten lang oder auch mal zehn. Also schon so was Kurfilmartiges. Das ist teilweise recht erfolgreich. Da muss es halt ein Teaser dafür geben, 12 Sekunden oder 6 Sekunden lang, so dass die Leute aufmerksam gemacht werden auf die Langversion. So was sieht man ja häufiger in Social Media. Dann hast du mit dem Cutdown das Verkäuferische abgedeckt, das voll auf die Zwölf geht. – und der Director hat auch noch Raum für seinen Cut bekommen.
Das Bewusstsein, dass du so direkt zünden musstest, das gab es bei mir im Studium vor 10 Jahren noch nicht so.
Und ziehst du da große Unterschiede zwischen der B2C-Welt und der B2B-Welt? Gerade wenn jetzt eine Agentur wie RTS kommt – spürt man da gleich: OK, die müssen da jetzt einfach viel mehr Content reinpacken als der normale B2C-Spot? Ich denke da an unseren Wieland Ecoline-Film zum Beispiel.
Die Botschaften sind natürlich komplexer. Da kommen dann echt viele Infos zusammen, die reinmüssen. Bei einfacheren Produkten geht es eher um die Emotionalisierung des Produktes - beim B2B-Film musst du oft auch noch erklären. Im besten Fall macht man beides – Infotainment. Dass man ein bisschen Info drin hat, aber trotzdem sehr unterhaltend ist. Das ist natürlich der Königsweg.
Das, was wir bei RTS halt auch immer versuchen … Bei den Endress+Hauser-Filmen, die wir auch mit euch gemacht haben, hatten wir zum Beispiel den Vorteil, dass da im ersten Schritt noch nicht viel erklärt werden musste. Die Botschaft war auf der ganz obersten Ebene: Du brauchst in der Prozessindustrie einen starken Partner, um die Transformation in der Industrie zu schaffen. So eine Situation haben wir aber relativ selten, dass man sagen kann: OK, du kannst jetzt erstmal spannende Szenen drehen, bei denen nicht gleich rüberkommen muss, was das Unternehmen eigentlich so macht.
Das Gute war ja da, dass es noch andere Versionen gab, bei denen dann in einer Art Allonge auf das Portfolio für verschiedene Branchen eingehen konnte. Das hatte ich vorhin auch gemeint: Da hat man dann verschiedene Schnittversionen – die eine ist erklärender, die andere ist emotionaler. Dann hat man noch Textcharts dazwischen, die kurz und knapp Zusatzinfos liefern. Das ist natürlich typisch B2B, das würde man im B2C wahrscheinlich nicht machen.
Imagekampagne Endress + Hauser / Social Media - 5ter Sock x RTS Rieger Team
Es sei denn der Text hat eine emotionale Funktion, das gibt’s ja manchmal.
Ja, du hast recht, das gibt’s auch im B2C manchmal.
Bei euch hab ich einen Spot für eine Bank gesehen – da kommt das auch vor. Bank ist ja so ein bisschen ein Zwischending zwischen B2B und B2C, finde ich. Und Versicherung. Da wollen die Leute auch Infos – Zahlen und so.
Das stimmt.
Gibt es über die vorhin besprochenen Anforderungen an Social Media hinaus noch weitere Trends, die du im Mainstream beobachtest? Eine bestimmte Art von Color Grading, solche Dinge vielleicht?
Was sehr angesagt ist seit einiger Zeit, ist eine super schnelle Schnittgeschwindigkeit. Das kam auch wieder von Social Media – man muss die Inhalte ja in immer kürzere Formate packen. Dafür wurden sie auf jeden Fall auch wilder, knalliger und auffälliger. Es gibt schon auch super filmische Projekte, in so ganz entsättigten Looks – aber das meiste knallt zur Zeit natürlich schon eher. Und was halt auch gerade sehr angesagt ist, ist nach wie vor der Mixed Media-Ansatz.
Kannst du das näher ausführen?
Dass man in einem Film viele verschiedene Aufnahmeformate mischt. Du nimmst eine normale Kamera und mischst die Aufnahmen dann mit denen von Super 8- oder VHS-Kameras. Dann gibt's vielleicht noch Fotosequenzen drin, und vielleicht auch mal eine Handyaufnahme. Damit das dann so selfmade-mäßig aussieht, irgendwie zusammengebastelt. Das scheint mir sehr hip gerade. Dadurch bekommen die Sachen eine gewisse Authentizität, die man sich da zu erhoffen scheint.
Imagekampagne Endress + Hauser / Social Media - 5ter Sock x RTS Rieger Team
Kommt auch wieder aus dem Social-Welt, oder?
Absolut. Was mir dann noch einfällt, ist eher was Inhaltliches: Werbung konnte ja früher auch echt schlimm sein. Was da an Rollenbildern und Klischees teilweise transportiert wurde, wie wenig divers der Cast war. Da sind wir auch sehr stark mit daran interessiert, dass die Inhalte, die die Branche und die Kunden erzeugen, auch politisch korrekt sind. Und dass das, was man in den Filmen zeigt, auch die aktuelle Buntheit unserer Gesellschaft abbildet. Also niemanden ausschließt und keine Stereotypen bringt. Aber da hat sich viel getan und das finden wir sehr gut so.
Das merken wir natürlich auch im B2B-Kontext. Die Unternehmen müssen sich öffnen, vor allem im HR-Bereich. Da wollen sich die meisten natürlich gerne als bunt darstellen – auch wenn es vielleicht teilweise noch nicht der Realität entspricht. Da sorgen wir dann aber mit der Kommunikation für eine Änderung des Bildes.
Wenn du es andersherum siehst, ist das aber auch wichtig: Menschen mit Migrationshintergrund fühlen sich sicher auch erst von einem Unternehmen angesprochen, wenn sie sich in der Außendarstellung des Unternehmens repräsentiert sehen. Für die B2C-Welt gilt aber genau das Gleiche. Und übrigens betrifft das auch die Filmbranche selbst. Dort sind tatsächlich Menschen mit Migrationshintergrund und auch Frauen noch sehr unterrepräsentiert am Set.
Dieses Gefühl hatte ich jetzt eigentlich gar nicht so. Da hatte ich die Filmwelt ähnlich wie die Agenturwelt eingeschätzt. Bei uns in der Agentur haben wir zum Beispiel schon immer einen sehr hohen Frauenanteil, eigentlich war das in allen Agenturen so, in denen ich war. Und sehr international eigentlich auch. Und nicht nur auf niedrigen Positionen.
In der Filmwelt gibt es schon noch Unterschiede. Stylistinnen, Ausstatterinnen, auch Tonfrauen und Beleuchterinnen gibt es mittlerweile immer mehr. Producerinnen auch – aber Kamera und Regie sind noch sehr männlich dominierte Positionen.
Wenn es also um das Technische geht, sind quasi noch die Jungs am Werk …
Ja, und auch was die „Head-of Department“-Postitionen betrifft. Es geht generell um Führungspositionen. Da sind Frauen noch unterrepräsentiert. Aber wir jungen Produktionen sind stark daran interessiert, mehr Diversität in unser Business zu bringen
Vor der Kamera stimmt’s also schon fast – dahinter aber halt noch nicht?
Auch davor ist es noch nicht gut. Es ist immer noch sehr schwierig, z.B. asiatisch gelesene Menschen in Casting-Karteien zu finden. Also tauchen sie wenig in Spots auf – und fühlen sich dann logischerweise in der Werbung unterrepräsentiert. Und melden sich dann wiederum nicht bei Casting-Agenturen an.
Ein Teufelskreis.
Da muss noch viel Arbeit geleistet werden, dass sich das irgendwann bei den Kunden und ihren Brands natürlich anfühlt. Uns ist es wichtig - auch in Gesprächen mit unseren Kunden – bei der Besetzung von Rollen über Charaktere und Personas zu sprechen und nicht über Stereotype und Hautfarben. Und gleichermaßen gilt es darauf zu achten, das niemand unterrepräsentiert wird. Ich glaube, dass die Filmwelt einen starken Impact haben kann, was das Thema Repräsentation angeht. Ich denke daran, was es für viele junge POC-Mädchen bedeutete, als Disney‘s Arielle plötzlich ihre Hautfarbe hatte. Das ist natürlich ein großes Beispiel aus Hollywood ... aber auch im Kleinen kann man etwas bewirken, wenn man sich Gedanken macht und ein paar richtige Fragen stellt.
Kamera und Regie sind noch sehr männlich dominierte Positionen
Ich würde gerne noch mal kurz auf das Thema „Herausforderung Social Media“ von weiter vorne zurückkommen. Stichwort: Es muss gleich zum Anfang knallen. Wie reagiert ihr darauf eigentlich? Gibt es da bestimmte Rezepte?
Wir sehen es eigentlich eher als eine schöne Challenge. Dass man die Geschichte so hinbauen muss, dass man gleich spektakulär startet. Wir sehen uns als Filmemacher, aber natürlich auch als Dienstleister und wollen den bestmöglichen Impact für die Marke und den Kunden erreichen. Und das ist nun mal im Bereich Social Media so, dass du im ersten Bild gleich durchstarten musst. Das ist ja eine schöne Herausforderung, wenn du weißt: Du hast jetzt diese Geschichte, die erzählt werden soll – und was ist denn in dieser Geschichte jetzt das Kernelement oder Key Visual, das man direkt an den Anfang stellen kann.
Natürlich ohne schon alles zu spoilern und hinterher dann komplett abzufallen. Du musst gefühlt zwei Peaks haben – einen am Anfang; dann kann sich die Geschichte entwickeln und dann noch einen, der das Gefühl toppt. Das ist so eine Art dramaturgische Banane, die man da macht. Im besten Fall hält man natürlich durchgehend Spannung, aber du kannst natürlich in Social Media schlecht von ganz unten erst hochfahren. So musst du für jeden Film Momente generieren, die dann das Potenzial haben, spektakulär zu sein.
Diese Momente müssen aber ja auch noch gegen die typischen Social Media-Mechanismen anstinken – Fails, Schadenfreude, Angeben, Sex und Gewalt, sag ich mal so salopp. Dinge, die zu seriösen Kunden einfach nicht passen.
Das stimmt. Darum geht es stark ums Visuelle, um tolle visuelle Effekte. Das können auch komische Bilder sein, mit bestimmten Objektiven gefilmt. Du kannst zum Beispiel über ein Weitwinkel-Objektiv eine witzige Verzerrung reinbringen. Oder Bilder technisch generieren, die als Eye-Candy dienen. Einen speziellen Look schaffen. Interessante Gesichter ziehen immer, wenn die auf den ersten Blick ein „Wow!“ auslösen. Der Inhalt braucht immer länger. Ich denke also, in der ersten Sekunde, bei den ersten Frames, die du siehst – da entscheidet das Gefühl. Auch das Setting kann was auslösen. Bei einem der Endress und Hauser-Filme steigen wir mit Wildwasser ein – das wirkt gleich schon mal gefährlich.
Imagekampagne Endress + Hauser / Social Media - 5ter Sock x RTS Rieger Team
Zum Schluss vielleicht noch kurz das Thema KI – hätten wir jetzt beinahe vergessen. Was siehst du da auf die Branche zukommen?
Am Anfang hat es natürlich die ganze Branche schon sehr erschüttert. Ich kann mich noch an ein Panel von der Produzenten-Allianz erinnern, wo es hieß: Das wird jetzt von 0 auf 100 alles ändern. Ich hatte eigentlich nie Angst davor, aber generell ist diese anfängliche Angst glaube ich bei den meisten weg. Es war ja schon öfters so, dass neue Sachen hochkamen – LED Caves, Virtual Production und solche Sachen. Dann dachte man kurz, dass sich jetzt alles dahin verlagert, dass keiner mehr in realen Sets, auf einem echten Berg drehen wird. Sondern nur noch virtuell.
Das hat sich aber nie hundertprozentig durchgesetzt. Das macht man als Option, aber alle mögen trotzdem noch die echten Sets und Locations. Und ich finde, mit KI ist es dasselbe: Es wird in vielen sinnvollen Bereichen schon eingesetzt, für Stills natürlich noch viel mehr als im Bewegtbild, weil wir da einfach noch nicht ganz so weit sind. Ich glaube, das wird einfach eine Erweiterung werden.
Du glaubst also weiterhin an das echte Set – dass man weiterhin im Winter nach Südafrika fliegen wird und so?
Gut, wenn wir dadurch einen grünen Aspekt reinkriegen, dann wäre es ja gar nicht so verkehrt.
Solche Dinge hören wir teilweise aus dem Network. Dass Kunden sagen, für ein Produktshooting draußen muss ich jetzt nicht mehr unbedingt vorm Tafelberg stehen – den hole ich mir mit KI rein. Bei Bewegtbild ist das vermutlich noch nicht so weit, aber für Stills könnte das schon kommen.
Ich finde Kredibilität und Glaubwürdigkeit sind schon große Themen, auch in der Werbung
Das kann passieren. Auf jeden Fall. Wir schauen auf jeden Fall auch aktiv, was sich uns dort für Möglichkeiten bieten – gerade in der Postproduktion gibt es jetzt natürlich schon Erleichterungen. Photoshop hat neue KI -Implementationen, die gut für Retusche und Replacement-Arbeiten funktionieren. Da ist KI schon sehr hilfreich. Ein großer Bereich sind Sprecherstimmen – die sind schon sehr gut mittlerweile.
Wir haben gestern eine kleine Schulung gekriegt für ein Tool. Da baust du dir selbst einen Character. Dann sprichst du selber ein, was du willst. Filmst dich selbst wegen der Mimik. Und der Character übernimmt das. Machst du das dann mit zwei Charactern, hast du ein Zwiegespräch.
Wie gesagt, ich finde die Stimmen schon recht gut; bei den Menschen die aktuell so generiert werden, vom Look her, das sieht man’s halt noch stark, dass es KI ist.
Solange es kein sechster Finger ist, der kommt auch noch ganz gern. Aber das wird bald gelöst werden, denke ich. (beide lachen)
Ich denke aber schon, dass es auch in Zukunft um Glaubwürdigkeit gehen wird. Wenn wir die Glaubwürdigkeit irgendwann ganz verlieren in der Werbung, wenn irgendwann nicht mal mehr die Menschen echt sind, wird es schwierig.
Ich frage mich halt, was ist, wenn du es irgendwann wirklich nicht mehr erkennst. Darum denke ich, dass Agenturen und Filmproduktion eher wegen ihrer Ideen überleben werden. Die Unternehmen werden anfangen, in ihren Werbeabteilungen selbst Sachen mit KI zu machen – aber sie werden halt immer trotzdem eine Idee brauchen.
Nochmal wegen der Glaubwürdigkeit: Gerade im B2B Bereich will man ja oft seine eigenen Mitarbeiter zeigen. Du willst als Unternehmen ja keine KI-Personen zeigen, weißt du wie ich meine? Besonders Recruiting-Kampagnen fordern das immer mehr.
Das stimmt. Das könnte dann irgendwann auch wieder ein Gegentrend werden oder so.
Ich finde Kredibilität und Glaubwürdigkeit sind schon große Themen, auch in der Werbung. Ich glaube und hoffe, dass die immer noch gewünscht sein wird, selbst wenn die KI irgendwann so gut ist, dass man kaum noch einen Unterschied sieht. Auch dann würde ich mir erhoffen, dass man nicht aus Kostengründen die Glaubwürdigkeit über Bord wirft. Das fände ich nämlich wirklich schade, wenn wir die verlieren in unserer Branche.
Ein sehr schönes Schusswort, würde ich sagen. Danke dir, Philipp, für das spannende Gespräch.